1984 | Performance JUD– GUT– ABSEITS

Originalkommentar Anne Jud:
Die Figur, ich, geht auf Stelzen über die Platten und zerbricht sie = Ton. Splitter fliegen in die Herzen der Zuschauer und sie erkalten. Übers Tonband erklingt eine Frauenstimme, die Hans Christian Andersens Märchen „Die Schneekönigin“ erzählt, „welches vom Spiegel und seinen Scherben“ handelt.

Die Figur, ich, geht auf Stelzen über die Platten und zerbricht sie, gleich Ton. Splitter fliegen in die Herzen der Zuschauer und sie erkalten. Der Höhepunkt: Die Figur, ich, nimmt Pfeil und Bogen, schiesst auf rotes Herz – trifft – Blut fällt auf die zerbrochenen Spiegel. Ton-Kürzung erfolgen nach dem Märchen „Die Schneekönigin“ von Hans Christian Andersen.

Die Performance führte Anne Jud das erste Mal in ihrem Artstudio „On The Hallauer Ranch“ unter dem Namen „Jud – Gut – Abseits“ vor. Für den Ton dazu war Gudrun Gut verantwortlich. Die Performance dauerte ca. 15 Minuten. 
Die überarbeitete Version mit dem Namen „Eiskalt“ performte sie später im Jahr 1987.



Aus dem Märchen «Die Schneekönigin» von Hans Christian Andersen:

Es war ein böser Troll! Es war der Allerschlimmste, es war «der Teufel». Eines Tages war er in besonders guter Laune, denn er hatte einen Spiegel gemacht, der alles Gute und Schöne, das sich in ihm spiegelte, in ein Nichts zusammenschrumpfen liess. Aber das, was nichts taugte und einen schlechten Eindruck machte, trat besonders scharf hervor und wurde noch schlechter. Die wunderbarsten Landschaften sahen in dem Spiegel aus wie gekochter Spinat, und die besten Menschen erschienen in ihm abstossend oder standen auf dem Kopf und hatten keinen Bauch; die Gesichter wurden in dem Spiegel so verzerrt, dass sie nicht wiederzuerkennen waren, und wenn man eine Sommersprosse hatte, breitete sie sich über Nase und Mund aus. Das fand «der Teufel» sehr lustig. Wenn jemand einen guten, frommen Gedanken hatte, entstand im Spiegel ein Grinsen, sodass der Troll über seine Erfindung lachen musste. Alle, welche die Trollschule besuchten, erzählten, es sei ein Wunder geschehen. Nun könne man sehen, wie die Welt und die Menschen wirklich seien. Sie liefen mit dem Spiegel umher, und schliesslich gab es nichts mehr, was nicht darin verzerrt worden war.